Segeltuch, Bambusstangen und Seile werden vorsichtig hochgehoben. Sie sind zerbrechlich. Es scheint unmöglich, dass es zwei Männer in diesem Boot über einen eisigen grönländischen Fjord geschafft haben. Aber als Fridtjof Nansen und Otto Sverdrup im September 1888, gegen Ende der Grönlandexpedition, den Ameralikfjord überqueren mussten, war dies die einzige Lösung: Ein Boot aus alten Zeltresten, krummen Ästen und altem Seil zusammenzubauen.
Aus Segeltuch wurden Ruderblätter hergestellt, die über Y-förmige Äste gespannt und dann auf Bambusstangen montiert wurden. Das Ergebnis waren zwei vollständige Ruder.
- Man fragt sich, ob Nansen selbst ein wenig beeindruckt war. Immerhin hat er sich um das Boot gekümmert, auch wenn es praktisch aus Müll bestand. Vielleicht hatte er ein zukünftiges Museum im Sinn, sagt die Leiterin des Skimuseums Åslaug Midtdal.
Geschichte schreiben
Das Boot ist keine Schönheit was das Design angeht. Aber das 2,56 m lange, 1,42 m breite und 61 cm tiefe Schiff ist eines der absoluten Lieblingsobjekte von Midtdal. Von einem eher bescheidenen Standort im alten Museum hat es nun einen neuen, speziell angefertigten Standplatz.
Man fragt sich, ob Nansen selbst ein wenig beeindruckt war.
Åslaug Midtdal, Museumsleiterin
- Das Boot ist ein Beispiel dafür, wie wichtig gute Planung auf der Expedition war. Aber es war auch wichtig, auf dem Weg zu improvisieren. Die Tatsache, dass es möglich war, dieses Boot zu rudern, ist an sich schon faszinierend. Die Tatsache, dass es auch über den Winter gepflegt, nach Dänemark gebracht, dann nach Norwegen transportiert, schließlich der Skiforeningen geschenkt und viele Jahre später im Skimuseum ausgestellt wurde, ist unglaublich. Es sagt einiges aus, dass Fridtjof Nansen sich bewusst war, dass er damit Geschichte schrieb", sagt Midtdal.



Nansen als Kurator
Das Skimuseum wurde schon mehrmals umgestaltet und verlegt. Aber es befand sich immer am Eingang zum Langlaufparadies Oslomarka: Zuerst am Frognerseteren, dann am Holmenkollen.
Nansen war eine der treibenden Kräfte bei der Einrichtung des weltweit ersten Spezialmuseums für Skisport im Jahr 1923. Er steuerte einen symbolischen Betrag von zehn Kronen bei und wurde der erste Kurator des Skimuseums. Die Ausstellung basierte weitgehend auf seinen eigenen Erfolgen: der Expeditionsausrüstung.

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